Wir fragen nach!

Nach Art.5 der Gemeindeordnung von Rorschach steht geschrieben, das amtliche Bekanntmachungen durch Anschlag bei den vom Stadtrat bestimmten öffentlichen Anschlagstellen, in den vom Stadtrat als amtliche Publikationsorgane bestimmten Zeitungen oder im Internet erfolgen. In etwa ähnlich sieht es in den umliegenden Gemeinden und in deren Gemeindeordnungen aus. Doch kann das heute wirklich noch genügen?

Wie kommuniziert die öffentliche Hand?

Schlussendlich stellt sich die Frage, wie kommuniziert die öffentliche Hand zeitgemäss zu den BürgerInnen, welche aus verschiedenen Altersgruppen, Erwartungen und Interessen bestehen. Oder im Marketingjargon ausgedrückt, wie erreiche ich meine Zielgruppe und deren Bedürfnisse?

Es geht dabei auch um mehr als eine einseitige Kommunikation, gerade wenn eine Gemeinde auch als eine Gemeinschaft verstanden wird. Es geht um Interaktion, einen Austausch, um Lebendigkeit und schlussendlich Partizipation. Dies kann in der Realität bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv, lobend oder reklamierend, konstruktiv oder anprangernd sein.

Video-Antworten von Marcel Aeple

Welche digitalen Kommunikationskanäle nutzen Sie aktuell um mit Bürgerinnen und Bürgern in Austausch zu kommen?

Valentin MeichtryValentin Meichtry, IG Digital
Welche Vorteile sehen Sie dabei gegenüber herkömmlichen Kanälen?
Valentin MeichtryValentin Meichtry, IG Digital
Genügen die vorhandenen digitalen Kanäle Ihrer Meinung nach?
Valentin MeichtryValentin Meichtry, IG Digital

Gibt es in Ihrer Gemeinde eine zentrale Ansprechperson für Fragen rund um die Digitalisierung und/oder eine Digitalstrategie?

Valentin MeichtryValentin Meichtry, IG Digital
Wie steht Ihre Gemeinde zum E-Voting?

Valentin MeichtryValentin Meichtry, IG Digital
Das RorschacherEcho ist als Digitaler Kommunikationskanal in der Region nicht mehr wegzudenken. Deshalb nun einige Fragen an Res Lerch, Verfasser und Gründer.

Antworten von Res Lerch

1. Frage

Wie denkst du, wäre die Kommunikation in Rorschach heute, wenn das RorschacherEcho nie existiert hätte?

Antwort vom Rorschacher Echo

Schwierig zu sagen. Es gibt zwei Aspekte: 1.: Wenn man etwas gar nicht kennt vermisst man das auch nicht, weil man es ja nicht kennt. 2.: Ich bin der festen Überzeugung, dass man nicht nichtkommunizieren kann. Das beinhaltet auch, dass Kommunikation eigentlich immer stattfindet. Nur die Wahrnehmung, wie wir diese konsumieren, ist unterschiedlich. Und dann gibt es ja auch noch den Aspekt, dass nicht alle Partner in der Öffentlichkeitsarbeit mit einer offenen transparenten Kommunikation das Gleiche meinen.

2. Frage

Wie viele Views/Klicks erreicht das RorschacherEcho über alle Kanäle täglich?

Antwort vom Rorschacher Echo

Seit rund einem Jahr liegt diese Messlatte bei durchschnittlich rund 4000 Klicks/Likes pro Tag. Rund 500 werden täglich aus der ganzen Welt registriert. Da dürfte es sich um Heimweh-RorschacherInnen handeln. Zudem merkt man gut, wenn viele in den Ferien sind. Die Summe bleibt unter dem Strich in etwa die gleiche, aber die Klick-Herkunft variiert.

3. Frage

Welche Personen erreichst du mit deinem Kanal?

Antwort vom Rorschacher Echo

Das lässt sich nicht eruieren und ist für mich eigentlich auch nicht so relevant. Aufgrund vieler Rückmeldungen dürfte das Rorschacher Echo aber ein breites Spektrum der aktuellen Gesellschaft abdecken.

4. Frage

Aus meiner Sicht leistet das Medium mehr als reine Information, sondern auch Identifikation, Partizipation und Integration. Wie siehst du das?

Antwort vom Rorschacher Echo

Das Zauberwort heisst «Emotionen». Ein weiteres vielleicht «Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensraum». Wenn man so ein Portal betreibt ist es wichtig, dass man sich selber Leitplanken verpasst. Eine dieser Leitplanken ist, dass sich das Rorschacher Echo keinen journalistischen Auftrag gibt. Ein weiterer vielleicht der, dass ich über Sachen schreibe, die man ansonsten mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts lesen würde. Und eine weitere Leitplanke ist vielleicht auch die, vor allem mit Fotos Emotionen zu wecken. Beispiel: Mai 2019. Ein ganz normaler Sonntag. Im Schwanennest beim Arion hat es vier junge Schwänlein. Am gleichen Sonntag wählt Rorschach einen neuen Stapi. Fazit: Die Bilder von den Schwänlein lösen eine Flut von Likes und Feedbacks aus. Die Wahl von Röbi wird kaum zur Kenntnis genommen. Jetzt muss man halt auch aufpassen, wie man das werten soll. Ich mache das einfacher: Ich werte das einfach gar nicht. Aber auffallend ist schon: Ein schöner Sonnenuntergang zieht viel besser als eine Stadtratsmitteilung. Und das Rorschacher Echo scheint da einen guten Mix gefunden zu haben.

5. Frage

Die Stadt Rorschach muss sich glücklich schätzen eine solche Kommunikationsplattform in der Region zu haben. Gibt es Formen der Unterstützung oder ist man froh, dass es einfach funktioniert?

Antwort vom Rorschacher Echo

Ich bin mir da nicht so sicher. Zudem muss man definieren, was man unter «Stadt» meint. Die «Verwaltung» hat da vielleicht mehr Interesse, als die «politischen Führung». Ich habe das selber nie recherchiert, aber schon gesagt bekommen, dass Rorschach die einzige Stadt sei, die so ein Portal habe. Eine direkte Unterstützung seitens der Stadt gibt es nicht. Aber vielleicht schaffen wir es mit dem neuen Stapi, dass die – endlich – neu geschaffene Homepage der Stadt mindestens einen Link auf das Rorschacher Echo aufweist. Eine Form von indirekter Unterstützung sind dann eventuell die Bilder, die die Stadt für den Jahresbericht bestellt.

Zum Schluss...

Die Stadt Rorschach muss sich glücklich schätzen eine solche Kommunikationsplattform in der Region zu haben. Gibt es Formen der Unterstützung oder ist man froh, dass es einfach funktioniert?

Fazit von Res Lerch

Das Rorschacher Echo ist ein privates Unterfangen und hat keineswegs den Anspruch, als «digitaler Retter» wahrgenommen zu werden. Und das Rorschacher Echo ist auch nicht für eine bessere Kommunikation massgebend oder auf Partizipation angewiesen. Das Rorschacher Echo will lediglich Teil eines dynamischen und emotionalen Alltags sein. Und da hat sich das Rorschacher Echo in den letzten 10 Jahren eine gute Basis geschaffen, aber auch noch viel Luft nach oben. Oder anders gesagt: Eine Form der Digitalisierung ist im kleinen Städtchen am grossen See angekommen.

Fazit

Die Antworten zeigen, dass die digitalen Möglichkeiten teilweise in der Region genutzt werden. Durch das RorschacherEcho hat die Region einen ausserordentlichen Kommunikationskanal, welcher sicherlich zur besseren Kommunikations- und Informationskultur beiträgt. Dieser hat insofern dazu beigetragen, dass der digitale Zugang für jegliche Altersgruppen niederschwellig ist. Doch führte es allenfalls dazu, dass die Stadt sich dem Thema länger nicht stellen musste?

Ein positiver Nebeneffekt ist die Identifikation durch dieses Medium für Menschen aus der Region. Oft wird von einer zunehmenden Anonymisierung in den Städten und Gemeinden gesprochen. Das RorschacherEcho zeigt Geschichten und Gesichter wie es anders geht und schafft Realität und Partizipation.

Die digitale Kommunikation der Stadt ist sicherlich noch verbesserungswürdig. Mit einer eigenen App für Rorschach wollte die öffentliche Hand einen Zugang ermöglichen, welcher jedoch von den BürgerInnen kaum genutzt wird. Einige Optimierungen wurden von Marcel Aeple genannt und werden sich beweisen müssen. Ein Newsletter ist nur so gut wie sein Inhalt und seine Aufmachung.

Welches Potenzial steckt zukünftig in der digitalen Kommunikation und Partizipation in einer Gemeinde?

Bei den vielen Möglichkeiten stellt sich auch immer die Frage nach Aufwand und Wirkung. Zum Beispiel bieten Nachbarschaftshilfe, Foodwaste- oder Sharing Konzepte noch viel Potenzial. Digitale Helfer sind vielleicht nicht die Retter, aber sie ermöglichen Interaktion und Umsetzung von neuen oder gewohnten Handlungen bzw. Dienstleistungen in anderen Formaten.