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(erstellt: März 2019)

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1. Name

Die Bedeutung des Ortsnamens Piraton (פִּרְעָתוֹן Pir‘ātôn) ist unklar. Mehrere Ableitungen stehen zur Diskussion: 1) Wenn man von פרע pr‘ „überragen / hoch sein“ ausgeht, mag sich der Name auf eine Landschaftsformation beziehen. 2) Im Ugaritischen kann diese Wurzel „Fürst“ bedeuten, so dass Piraton im Sinne von „Fürstensitz“ gedeutet werden kann. 3) Bei einer Verbindung mit arabisch far‘ „Geäst“ wäre ein besondere Form der Vegetation für den Namen ausschlaggebend gewesen. 4) Bei einem Bezug auf syrisch pr‘ „sprossen“ wäre die gute Bodenqualität in den Namen eingeflossen. 5) Bei einem solchen auf altsüdarabisch pr‘ „Abgabe darbringen“ würde der Ort als Verwaltungssitz charakterisiert. Vgl. Gaß, 352f.

Die → Septuaginta gibt den Namen mit Φρααθων Phraathōn und Φαραθωμ Pharathōm wieder, 1Makk 9,50 bezeugt Φαραθων Pharathōn, Josephus Φαραθω Pharathō.

2. Piraton in Efraim

2.1. Personen aus Piraton

Der Ortsname „Piraton“ ist nur in Ri 12,15 belegt, doch findet sich fünfmal der Begriff „Piratoniter“ (פִּרְעָתוֹנִי Pir‘ātônî). Der Ort wird jedoch nur mit zwei Personen in Verbindung gebracht, über die wir nicht viel sagen können.

1) Der → Kleine Richter Abdon ist ein Piratoniter und er wurde in seinem Heimatort Piraton begraben (Ri 12,13.15).

2) In einer Liste von dreißig sog. Helden → Davids findet sich ein Piratoniter namens → Benaja (2Sam 23,30; 1Chr 11,31). Nach 1Chr 27,14 war er der Oberst einer Heeresabteilung.

2.2. Lage

Nach Ri 12,15 lag Piraton im Land Efraim bei dem Berg oder Gebirge der Amalekiter. Aufgrund der Namensähnlichkeit (vgl. Knauf, 22) wird der Ort meist mit dem heutigen Dorf Far‘atā identifiziert, das 10 km westsüdwestlich von Nablus auf einer markanten Anhöhe liegt (Koordinaten: 1659.1775; N 32° 11' 25'', E 35° 09' 55''; vgl. Gaß, 277.353-355).

Na’aman (11-14; vgl. Galil, 50f) wendet gegen diese Identifizierung ein, dass Far‘atā zu weit nördlich liege. Far‘atā befinde sich nämlich 1) nicht in Efraim, sondern im nördlicheren Manasse und 2) deutlich nördlicher als die Orte, die in 2Sam 23,8-39 mit anderen sog. Helden Davids in Verbindung gebracht werden. Na’aman will Piraton deswegen mit dem 14 km weiter südlich auf einem Hügel gelegenen Farḫā (Koordinaten: 1640.1640; N 32° 04' 09'', E 35° 08' 52'') identifizieren, zumal man dann nicht mehr zwischen diesem Piraton und dem Piraton in Judäa differenzieren müsse (s.u.).

Dagegen wendet Knauf für die Identifizierung mit Far‘atā ein, dass 1) mit „Land“ Efraim das weiter in den Norden reichende „Gebirge“ Efraim gemeint sein könne, in dem sich Far‘atā befindet, und 2) von den Leuten Davids durchaus jemand aus einem nördlicher gelegenen Ort gekommen sein könne.

3. Piraton in Judäa

Im Kontext der Makkabäerkriege (→ Makkabäer) ließ der seleukidische Feldherr Bakchides im Jahr 160 v. Chr. nach 1Makk 9,50 Städte Judäas zu Festungen ausbauen, unter ihnen Piraton (vgl. Josephus, Antiquitates 13.1.3; Text gr. und lat. Autoren). Die Festungen sollten die Zufahrtsstraßen nach Jerusalem kontrollieren. Angesichts der Lokalisierung in Judäa kann das hier erwähnte Piraton nicht mit dem oben genannten Piraton identisch sein.

Mehrere Lokalisierungsvorschläge stehen zur Diskussion. Möller / Schmitt (35f) identifizieren Piraton mit Tell Fāra (Koordinaten: 1795.1380; N 31° 50' 03'', E 35° 18' 38''), genauer mit der Ruine Chirbet Abū ‘Awm (Koordinaten: 1793.1378; N 31° 50' 00'', E 35° 18' 30''; Näheres s. → Para), die 9,2 km nordöstlich von Jerusalem liegt. Demgegenüber schlägt Galil (52) Chirbet el-Fir‘ē vor (Koordinaten: 1513.1057; N 31° 32' 36'', E 35° 00' 47''; vgl. Gaß, 353-355). Der 9,5 km westlich von → Hebron gelegene Ort habe zur Befestigung der Südgrenze Judäas gehört. Finkelstein wollte Piraton 2011 (115f) mit Tell el-Fūl identifizieren, der üblicherweise für → Gibea gehalten wird, doch hat er Piraton 2017 (440f; vgl. ders., 2018, 106) mit → Ofra / Efron gleichgesetzt, dem heutigen eṭ-Ṭajjibe (Koordinaten: 1784.1511; N 31° 57' 13'', E 35° 18' 00'').

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Finkelstein, I., 2011, Tell el-Ful Revisited: The Assyrian and Hellenistic Periods (with a New Identification), PEQ 143, 106-118
  • Finkelstein, I., 2017, Major Saviors, Minor Judges: The Historical Background of the Northern Accounts in the Book of Judges, JSOT 41, 431-449
  • Finkelstein, I., 2018, Hasmonean Realities behind Ezra, Nehemiah, and Chronicles: Archaeological and Historical Perspectives (Ancient Israel and Its Literature), Atlanta
  • Galil, G., Pirathon, Parathon and Timnatha, ZDPV 109 (1993), 49-53
  • Gaß, E., Die Ortsnamen des Richterbuchs in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden 2005
  • Knauf, E.A., Pireathon – Far‘atā, BN 51 (1990), 19-24
  • Na’aman, N., Pirathon and Ophrah, BN 50 (1989), 11-16
  • Möller, Chr. / Schmitt, G., Siedlungen Palästinas nach Flavius Josephus (TAVO.B B 14), Wiesbaden 1976

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